"In den Märchen über Inzest zwischen Vater und Tochter – ›Das Mädchen ohne Hände‹, ›Allerleirauh‹, in der Originalversion von ›Aschenputtel‹ und den Geschichten der Heiligen Dymphna, der Patronin aller Inzest-Opfer – verhalten sich die Töchter immer genauso, wie man es von ihnen erwarten würde: Sie sind entsetzt über die sexuellen Annäherungen ihrer Väter. Sie tun alles, was in ihrer Macht steht, um zu entkommen. Ich nicht. Ein Kleinkind kann nicht entkommen. Und später, als ich es konnte, war es zu spät." Eine junge Frau wird mehr als zwanzig Jahre lang von ihrem Vater sexuell missbraucht. Tiefsitzende Ängste prägen ihr Sein, ihr Weltbild, ihr Verständnis von Familie. Unter dem Deckmantel einer intakten Familie wächst das Kleinkind zum Mädchen und schließlich zur Frau heran. Doch selbst im Erwachsenenalter lässt sie sich auf immer wieder neue Spielformen der Abhängigkeit, der Unterwerfung und der Gewalt ein. In diesem Memoir ruft die Erzählerin ihre Kindheitstraumata und deren Folgen wieder auf. Sie spürt der Frage nach, wie die jahrzehntelangen Vergewaltigungen durch ihren Vater sie geprägt haben und inwiefern sie den erlernten Abhängigkeiten immer noch unterworfen ist. Ihr Tatsachenbericht legt offen, dass ein Leben, welches als Sexualobjekt statt als Kind begonnen wird, kein Leben ist. Die körperlichen und psychischen Zwänge, denen die Erzählerin jahrelang ausgesetzt war, münden in eine Abwärtsspirale, aus der es kein Entkommen gibt.