«Ebenso wenig wie Spinoza halte ich es für nützlich, das Laster, das Böse, die Sünden anzuprangern. Warum immer nur anklagen und anprangern? Das ist die Moral der Trübsinnigen, eine traurige Moral. Das Gute jedoch existiert nur in der unübersehbaren Vielfalt der guten Handlungen und in einer unbestimmten, aber sicherlich weniger großen Anzahl von guten Haltungen, die traditionellerweise mit dem Wort Tugend bezeichnet werden.
Jede Tugend ist ein Gipfel zwischen zwei Lastern, ein Grat zwischen zwei Abgründen: der Mut zwischen Feigheit und Tollkühnheit, die Würde zwischen Gefälligkeit und Egoismus, der Sanftmut zwischen Zorn und Apathie ... Aber wer kann immer auf dem Gipfel leben? Denken über die Tugenden ist Bewusstmachen der Entfernung von ihnen. Denken über ihre Vorzüge ist Denken über unsere Unzulänglichkeit oder unsere Erbärmlichkeit. Es ist ein erster Schritt. Der Rest ist zu leben.»