Im Laufe meiner Arbeit an der Biografie von Franz Eugen Schlachter wurde mir immer mehr bewusst, wie wichtig die Sicht der Vorgänge in Vialas für eine Beurteilung der geistlichen Haltung von Franz Eugen Schlachter wäre.
Schlachters Haltung hat sich wohl im Laufe der Jahre verändert. Begeistert durch die Vorgänge in Vialas und um den Cevennenbauern Cyprian Vignes, vertrat er die Glaubensheilung bzw. brachte Berichte darüber in den „Brosamen“, seiner bekannten Zeitschrift. Er schrieb über seine Wertschätzung solcher Arbeit, aber zeigte sich auch skeptisch gegenüber Extremen. Im „Schriftforscher“ konnte er schreiben, dass „wer nicht zum Arzt gehen wolle, auch nicht Eisenbahn fahren soll, bzw. wer keine Arznei nehmen wolle, auch keine Seife benutzen sollte“.
Krankenheilung war ein Bestandteil der Erweckung der Heiligungsbewegung. Medizinisch war man bei weitem noch nicht so weit wie heute und Krankheit war ein ernstes und bedrohliches Gebiet. Man fasste damals neues Vertrauen zu Gottes Wort und der Möglichkeit der göttlichen Krankenheilung. Die Gläubigen wussten zu diesem Zeitpunkt noch nichts von den späteren Entgleisungen schwärmerischer Bewegungen. Insofern ist diese Schrift nicht nur ein Dokument der damaligen Erweckung und ihrer Begleiterscheinungen, sondern auch die Herausforderung an uns, ganz neu von Gottes Wort her sachlich und nüchtern zu prüfen, was Gott alles an Seinen Heiligen tun will und unter welchen Bedingungen Er bereit ist zu heilen.
Karl-Hermann Kauffmann