Mit den Wahlen im Dezember 2005 wurde in Bolivien mit Evo Morales erstmals ein indigener Politiker zum Präsidenten Boliviens gewählt. Demonstrationen, Streiks und Straßenblockaden hatten in den drei Jahren zuvor zwei Vorgängerregierungen scheitern lassen. Die erzwungenen Rücktritte dieser Regierungen zeigen die mittlerweile erlangte Stärke zivilgesellschaftlicher, im Besonderen indigener, Gruppen in Bolivien. Die Wahl Morales ist der vorläufige Höhepunkt eines tief greifenden gesellschaftlichen Wandels, der sich dort in den letzten zwei Jahrzehnten vollzogen hat. Im Folgenden soll die Rolle ausgewählter zivilgesellschaftlicher Gruppen näher beleuchtet werden und der Frage nachgegangen werden, welche Einflussfaktoren für den Wahlsieg Morales im Dezember 2005 eine Rolle gespielt haben. Welchen Anteil haben daran dabei die zivilgesellschaftlichen Gruppen gehabt? Wie sind die bolivianischen Zivilgesellschaften historisch gewachsen? Wo liegen die Wurzeln und Ursachen der immensen gesellschaftlichen Veränderungen und dem Bedeutungszuwachs indigener Vereinigungen in den letzten Jahrzehnten? Zu all diesen Fragen soll diese Arbeit Antworten finden. Hierzu ist es unerlässlich, detailliert auf die Geschichte des Landes einzugehen, insbesondere auf die Entwicklungen in den letzten 20 Jahren. Die Beschreibung der bolivianischen Geschichte aus dem Blickwinkel der indigenen Bevölkerung wird daher den breitesten Teil dieser Arbeit einnehmen. Hierdurch soll dem Leser aufgezeigt werden, welche Ursachen der Entstehung indigener Bewegungen zu Grunde gelegen haben, bevor dann im zweiten Abschnitt die wichtigsten zivilgesellschaftlichen Bewegungen und deren Entstehungsgeschichte erläutert werden.