Die Österreichische Konjunkturtheorie (ÖKT) kann auf eine lange und wechselreiche Geschichte zurückblicken. Die Geburtsstunde der Österreichischen Konjunkturtheorie ist das Erscheinen von Ludwig von Mises bedeutendem Werk „Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“ im Jahre 1912. In den darauf folgenden Jahren erfreute sich die ÖKT zunehmender Akzeptanz und Verbreitung. So konnte Ludwig von Mises 1928 mit Genugtuung feststellen, dass die Zirkulationskredittheorie, wie er die ÖKT damals bezeichnete, nachdem sie 1912 „verlacht“ worden sei, „heute allgemein anerkannt“ werde. Zu dieser Entwicklung hat neben der theoretischen Konsistenz der ÖKT sicherlich auch beigetragen, dass die Österreicher unter den wenigen Ökonomen waren, die dank ihrer theoretischen Kenntnisse die Große Depression vorhergesagt hatten. Noch in der theoretischen Diskussion der 1930er Jahre, die von der Auseinan-dersetzung zwischen Keynes und Hayek geprägt war, standen die ÖKT und ihre Grundlagen im Mittelpunkt des ökonomischen Interesses. Im Verlaufe der Auseinandersetzung wendete sich jedoch das Blatt gegen Hayek und die Österreicher. Die Keynessche Theorie gewann die Oberhand. Für den Keynesschen Siegeszug erscheinen zwei Begründungen plausibel. Zum einen ist die ÖKT nicht einfach zu verstehen, bisweilen nicht intuitiv und scheinbar paradox. Sie baut auf einem komplexen Theoriefundament auf, u.a. einer umfassenden Kapitaltheorie.