»Michael Kohlhaas« erschien im Jahr 1808. Die Geschichte handelt von einem rechtschaffenen Rosshändler der sich in einem Rechtsstreit durch die Korruption seines Gegners zu Unrecht behandelt sieht. Aus verletztem Rechtsbewusstsein und Ehrgefühl heraus, versucht er, sich sein Recht gewaltsam zu nehmen, übt in einem Rachefeldzug Selbstjustiz und begeht dadurch selbst schweres Unrecht an der Gemeinschaft. Aus dem Rechtschaffenen wird ein Verbrecher. Heinrich von Kleist bezeichnete ihn gar als einen »der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.« Gegenüber dem am harmonischen Weltbild der Klassik gereiften Menschen, beschreibt Heinrich von Kleist (1777-1811) den Menschen als einen, bei dem inneres Bewusstsein und äußere Wirklichkeit aufeinander prallen, dessen Gefühlswelten nicht vom Verstand kontrolliert werden kann. Extreme Grenzsituationen werden ihm zum Verhängnis. Als Individuum ist er an sein Schicksal gebunden. Kleist selbst führt ein ruhelosen, angespanntes und gehetztes Leben, dem er im Alter von 34 Jahren selbst ein Ende setzt.