(...) In der Wissenschaft ist es zu einer Diktatur der Mittelmäßigkeit gekommen. Wissenschaftler mit mäßigen Fähigkeiten besetzen jetzt die Gremien. Vorausgegangen war eine starke Erhöhung der Zahl der Wissenschaftler. Diese Mittelmäßigen herrschen jetzt durch ihre rein zahlenmäßige Überlegenheit über die wenigen Kreativen. Wir stützen uns bei dieser Einschätzung auf McCutchen, der in diesem Zusammenhang von einer „modernen Verschwörung“ spricht. Und weil die Mittelmäßigen das nicht leisten können, was man sich von ihnen verspricht, nämlich Genialität, müssen sie schummeln, lügen und betrügen. Was aber selbst, wenn es auffällt, von den Institutionen (aus Eigeninteresse) gedeckt wird.
(…) Der Kampf zwischen Genialität und Mittelmaß zieht sich wie ein roter Faden durch die Wissenschafts- und Menschheitsgeschichte. Das läßt sich paradigmatisch auch (am erstaunlicherweise noch unerklärten) sowjetischen Wissenschaftswunder zeigen, das immerhin zu so etwas anschaulichem wie der Atombombe (und dem Sputnik-Schock führte). Wie erklärt sich der Auf- und Abstieg der sowj. Wissenschaft? (Lev Landau)
(…) Wissenschaft sollte ursprünglich mal für „Aufklärung und Fortschritt sorgen“ (H.A. 1.1.2017, S.46) leidet heute aber unter diversen „strukturellen“ Problemen, von denen uns die absolutistische Selbstermächtigung und geradezu totalitäre Autokratie des staatlichen Professoriats das gravierendste zu sein scheint. Fabian Goppelsröder z. B. schreibt diesbezüglich von „feudalen Abhängigkeiten“ gegenüber den amtlichen Staats-Professoren und einer „Atmosphäre der Angst“ an den dt. Universitäten (ZEIT 30/2015, 63). Die Zahl der armen (!) Lehrbeauftragten an den Hochschulen hat sich seit 2005 „auf beinahe 100.000 verdoppelt.“
Aber: „Nur die wenigsten verdienen überhaupt den Mindestlohn.“ (!)(!) Konfrontiert mit diesen wirklich katastrophalen und zukunftszerstörenden Existenzbedingungen der dt. Intelligenz kontert z. B. der Ministerialrat des Wissenschaftsministeriums von Baden-Württemberg: „Man bitte um Geduld“, „sei im Urlaub“ und danach (!) „nicht mehr zuständig“ (!). Der 47-jährige Regensburger Pofessor Günter Fröhlich „kann sich seinen Beruf nur leisten“, „wenn er zwei Tage die Woche“ als Kellner (!) (unter anderem seine eigenen Studenten) „bedient“. (ZEIT, 33/2016, S.59)